
Momentan existieren vom „Next Generation Car“ nur Renderings und Zeichnungen, im kommenden Jahr soll ein Prototyp folgen. Bild: DLR
Wie sieht das Next Generation Car aus? Forscher des DLR haben eine Antwort. Sie ist elektrisch, autonom und vor allem modular.
Es hat etwas von Lego: Soll das Auto größer sein, wird werksseitig einfach zwischen Front- und Heckmodul ein längeres Mittelteil eingefügt. Auf diese Weise wandelt sich das von Forschern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Urban Modular Vehicle (UMV) vom kleinen 2+2-Flitzer für die Stadt bis zum vollautonomen People- und Cargomover, der einen knappen halben Meter länger als das Basismodell ist. Das Konzept für ein modulares Stadt-Elektrofahrzeug wurde im Rahmen des Projektes Next Generation Car (NGC) am DLR-Institut für Fahrzeugkonzepte ersonnen. Noch künden nur Renderings und technische Zeichnungen von der flexiblen Zukunft, doch ein Prototyp ist für nächstes Jahr geplant.
„Wir haben das Auto von Grund auf neu gedacht“, sagt Projektkoordinator Marco Münster. Er und sein Team überlegten, wie sich scheinbar ausschließende Anforderungen an ein schlaues Stadtfahrzeug zusammenzubringen sind. „Daraus sind dann unterschiedliche Varianten mit unterschiedlichen Abmaßen, sogenannten Packages, entstanden“, erklärt Münster. Damit war rasch klar, dass Module das Mittel der Wahl sind – und zwar solche, die über die heutige Plattformbauweise hinausgehen.
Insgesamt acht Karosserievarianten lassen sich auf dem verlängerbaren Bodenmodul aufbauen – und das nach dem Baukastenprinzip mit dem, wie es die DLR-Entwickler nennen, „Modular Kit“: Front- und Heckmodul bleiben stets gleich, die Veränderung spielt sich in der Mitte ab. Das UMV „Basic“ ist 3,7 Meter lang und bietet als privates Stadtauto oder Sharing-Mobil Platz für vier Personen. Als Handwerkerfahrzeug entfallen hinten die Sitze zugunsten von mehr Laderaum (bis 2800 Liter). Als People- und Cargomover, die vollautonom fahren sollen, wächst die Fahrzeuglänge auf 4,1 Meter, wobei entsprechend verstärkte Bodenmodule eingesetzt werden. Dabei bleibt die Antriebsarchitektur mit zwei Elektromotoren, die durch eine Batterie im Bodenmodul mit Strom versorgt werden, gleich. Das System ist für eine Reichweite von 400 Kilometern ausgelegt.
Das technische Layout soll genügend Spielraum bieten, um ohne großen Aufwand Innovationen, etwa rund um das vollautonome Fahren, zu implementieren. „Zielsetzung an das Fahrzeugkonzept und an die Karosserie ist, eine Plattform zu konzipieren, die die Anforderungen von selbstgefahrenen Straßenfahrzeugen mit denen von autonomen Movern verbindet und dabei möglichst viele Gleichteile verwendet“, erklärt Münster, „Flexibilität in der Produktion bei optimierten Kosten wird benötigt, wenn das Produktionsvolumen von hoch-automatisierten Fahrzeugen bei der Markteinführung beispielsweise noch niedrig ist.“ So sollen Zulieferer und Start-ups unterstützt werden, um kostengünstig Innovationen auf die Straße zu bringen.
„Flexibel“ könnte ohnehin das Zauberwort der Zukunft sein. So verblüffte der Schweizer Tüftler Rinspeed auf der diesjährigen CES in Las Vegas mit dem Concept Car Snap, bei dem sich auf dem „Skateboard“ genannten Fahrwerk diverse Aufbauten – vom Peoplemover bis zum Lieferfahrzeug – installieren lassen. Gag hier: Alles Verschleißanfällige findet sich im Fahrwerksmodul, das nach Jahren gegen ein aktuelles ausgetauscht werden kann, während die Aufbauten langlebig sein sollen. Beide Konzepte zeigen, dass sich Nachhaltigkeit auch anders denken lässt.