
Head-Up-Displays in Waveguide-Technik und mit Augmented Reality (rechts) sollen mehr relevante Informationen bieten und gleichzeitig weniger Platz einnehmen als konventionelle HUDs (links). Bild: Continental
Die Gestaltung der Benutzerschnittstelle unterliegt vielfältigen, teilweise gegensätzlichen Anforderungen. Continental gewährte Journalisten nun einen Blick in die Entwicklung dieses Dreh- und Angelpunkts für die User Experience.
Einparken: Nur eine lästige Pflichtübung, die man gerne einem Assistenzsystem überlässt? Gemäß der vorherrschenden Denkweise in der Autoindustrie lautet die Antwort auf diese Frage wohl „ja“. Dass aber Einparken zumindest für denjenigen, der es beherrscht, auch ein Kompetenzerlebnis darstellen kann, wird meist vernachlässigt. Auf diesen Widerspruch wies Marc Hassenzahl hin, Professor für „Ubiquitous Design“ an der Universität Gießen. Entsprechend dieser Erkenntnis kann es den User auch nerven, wenn ihm zu viel Eigeninitiative abgenommen wird.
Diese gegenläufigen Anforderungen sind es, die das Design der Benutzerschnittstelle bestimmen – bei Kaffeemaschinen ebenso wie bei Autos. Das gilt besonders vor dem Hintergrund der Datenflut, die auf den Fahrer des Connected Car einprasselt. Es kommt also immer darauf an, die Anzeige dynamisch dem Kontext anzupassen – eine Gratwanderung.
Mittel zum Zweck sind im Zeitalter menügesteuerter Funktionsauswahl etwa kontextsensitive Anpassungen der Display-Inhalte und haptisches Feedback bei der Eingabe von Steuerkommandos auf den Glasoberflächen. Hierzu nutzen die Continental-Entwickler unter anderem neuartige Materialien mit Morphing-Eigenschaften.
Das rechte Gleichgewicht zwischen Reizüberflutung und Konzentration steht auch im Mittelpunkt des „empathischen Innenraums“, von dem Continental einen Prototypen zeigte. Dabei bedient sich der Zulieferer des Mittels der künstlichen Intelligenz, um etwa Fahrergewohnheiten im jeweiligen Umfeld zu erfassen. In das Modell geht die Verkehrssituation ein; auch die Gemütslage des Fahrers wollen die Continental-Entwickler per Kamera und KI erfassen, um etwa mit Warnmeldungen gegensteuern zu können, wenn der Fahrer Anzeichen von Nervosität oder Ablenkung zeigt.
Die weitere Planung sieht vor, aus dem Fahrstil und dem Grad der Fahrzeugbeherrschung Schlüsse zu ziehen, um etwa das Verhalten von Fahrerassistenzsystemen entsprechend anzupassen: Gute Fahrer dürfen dann sportlicher fahren.
Neue Wege will Continental auch bei Head-up Displays (HUDs) gehen. Dabei soll Augmented Reality vielseitigere und lebendigere Darstellungen ermöglichen. Das Problem heutiger Systeme sind voluminöse Projektoren. Mithilfe der holographischen Waveguide-Technik des US-Startups Digilens will Continental künftig deutlich kompaktere HUD-Systeme bauen können.
Auf der Veranstaltung zeigte das Unternehmen einen Demonstrator, der aber noch nicht weit vom Stadium eines Funktionsmodells aus dem Physiklabor entfernt war. Immerhin wurde deutlich, dass holographische HUDs wesentlich weniger Platz im Armaturenbrett benötigen als konventionelle HUDs.