
Der dynamische eHorizon versorgt das Fahrzeug mit Verkehrsinformationen aus dem Cloud-Backend. Bilder: Continental
Das Ziel des vollautomatisierten Fahrens liegt nach Expertenmeinung weiterhin in einer nicht allzu nahen Zukunft, zu viele rechtliche, politische und gesellschaftliche Fragen sind bis dato noch ungeklärt. Auf dem Weg hin zur radikal neuen Mobilität bieten Autohersteller und -zulieferer bereits heute stetig neue intelligente Funktionen und Konzepte an, die dem Autofahrer nicht nur assistieren, sondern zunehmend auch Fahraufgaben komplett abnehmen. Dabei aggregieren die hochautomatisierten Systeme immer mehr Informationen der Umgebung über Daten aus Straßenkarten oder durch bordeigene Radar- oder Sensorsysteme.
Zulieferer Continental hat nun im Rahmen seiner TechShow auf dem Contidrom bei Hannover erstmals ein Versuchsfahrzeug vorgestellt, in dem ein Abstandsregeltempomat mit Elementen des dynamischen eHorizon kombiniert wird. Der „elektronische Horizont“ ist die neue Konnektivtätsplattform der Hannoveraner, die zu Beginn des Jahres während der CES in Las Vegas der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Im Interview mit automotiveIT (Ausgabe 5/2015) erklärt Helmut Matschi, Conti-Vorstand Division Interior, die Vorteile des neuen dynamischen Systems. Unter dem Namen „Connected Enhanced Cruise Control powered by eHorizon“ will Conti nun im Praxiseinsatz beweisen, dass durch Kombination aus Kartendaten und Sensorinformationen zentrale Fahraufgaben durch das Fahrzeug übernommen werden können.

Bei einer Fahrt auf dem Contidrom gewann carIT einen Einblick in die neue Vernetzungs-Technologie. Bild: carIT
Der eHorizon bringt dabei aus dem Cloud-Backend die hochpräzisen Straßen-karten von Nokia Here in das Fahrzeug, wo diese mit Sensordaten und Informationen zu Spur- und Streckenführung sowie fahrrelevanten Daten wie Verkehrsgebote und -verbote zusammengeführt werden. So regelt der vernetzte Tempomat die Fahrgeschwindigkeit und die Längsführung nicht nur im Falle von vorausfahrenden Fahrzeugen, sondern berücksichtigt beispielsweise auch Geschwindigkeitsbegrenzungen, die über den eHorizon eingespeist werden. „Der Fahrer muss bei der Funktion Connected Enhanced Cruise Control nur noch lenken,“ sagt Stefan Lüke, Leiter Fahrerassistenzsysteme & Automation in der Zukunftsentwicklung der Continental Division Chassis & Safety. „Damit setzen wir einen weiteren wichtigen Baustein in der Entwicklung zum hoch- und vollautomatisiertem Fahren.“ Um den Fahrer auf eine neue Verkehrssituation aufmerksam zu machen, wird eine haptische Rückmeldung im Gaspedal aktiviert. Das von Conti entwickelte „Accelerator Force Feedback Pedal“ baut einen Gegendruck auf und erinnert den Fahrer an die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung. Das auf dem Contidrom gezeigte Versuchsfahrzeug übernimmt in diesem Fall die Regulierung der Geschwindigkeit und soll so zudem zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs beitragen.
In Zukunft soll das System dann zu einem vollständigen dynamischen E-Horizont weiterentwickelt werden: Über ein im Fahrzeug verbautes Mobilfunk-Modul sollen die Informationen dann ständig in beide Richtungen, also zwischen Auto und Cloud-Backend, online aktualisiert werden. So könnte auch das Fahrzeug selbst zur Datenaggregation für das Gesamtsystem beitragen und Teil einer wachsenden Schwarmintelligenz werden, die Kartenmaterial und Verkehrsinformationen immer auf dem neuesten Stand halten.